Suomi - Finnland

Eine spontane Entscheidung [24. August bis 26. August]

Nach unserem gemeinsamen Nordkapp Abenteuer, verbringen wir zu viert noch einige Tage frei stehend, an kleinen Stellplätzen direkt am Wasser oder tief im Wald. 

Auf dem Weg Richtung Süden finden wir noch einen besonders schönen Platz mit einem Steg, der hoch über der Wasseroberfläche thront. Julia und Armin werfen ihre Angeln aus, während Dani und ich Pilze und Beeren sammeln. Durch die Beerensträucher stapfend, verpassen wir leider den Anblick von einer Gruppe freilebender Tümmler (Julia sagt es könnten auch Delfine sein) die raus aus der Bucht, auf dem Weg ins offene Meer sind. 

Zu viert genießen wir das schöne Wetter auf dem Steg, quatschen, trinken Limonade und Bier und beobachten Quallen und kleine Fischschwärme im türkisblauen Wasser. Als es beginnt zu dämmern, fangen alle von uns einen Fisch (heute sind es Makrelen). 

Die untergehende Abendsonne kitzelt unsere Nasen, während wir mit einem fantastischen Blick das Essen genießen. Weil die Zeit mit den beiden so schön ist und wir uns mit dem Abschied ein wenig schwer tun, beschließen wir kurzerhand sie noch ein Stück zu begleiten und ihnen nach Finnland zu folgen. 

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Ab nach Finnland [27. August bis 31. August]

Da es aktuell etwas schwierig ist, von einem Land in ein anderes zu gelangen, bin ich ein bisschen nervös, als wir am Morgen Richtung Osten aufbrechen. Aber dennoch, einen Versuch ist es ja immerhin wert. Als wir an die Grenze gelangen, sehen wir drei Grenzbeamt:innen um einen Dreibeingrill sitzen. „Gemütlich“ denke ich und wir halten an. Erwartungsvoll gucken wir zu den Männern und der Frau herüber. Der Rauch ihres Feuers zieht gen Himmel. Einer der Männer beginnt mit seiner Hand zu wedeln. „Ja raucht auch ganz schön“, denke ich. Er wedelt erneut. Ich gucke ihn an. Er guckt mich an. Und wedelt nochmal, diesmal energischer. Achso. Möglicherweise meint er uns. Wir fahren zögernd los und wedeln nun unsererseits mit den Händen. Wir sind in Finnland.

Mein erster Eindruck von Finnland ist etwas unspektakulär. Es gibt viel Wald und endlos lange Straßen. Als wir aber zweieinhalb Stunden ausschließlich an Bäumen vorbei fahren, ohne einen einzigen Ort zu durchqueren bin ich dann doch sehr beeindruckt, aufgrund der Weiten die sich hier auftun. Es gibt ringsherum…. Nichts. 

Unser erstes Ziel ist der Inari See. Er ist der drittgrößte See Finnlands und bitterkalt. Aber es ist schön an seinem Ufer zu sitzen und das Gesicht in die Sonne zu halten. Wir dümpeln durch den Rest des Tages und suchen für unsere Busse ein Platz versteckt unter Bäumen für unsere erste Nacht in Suomi (Finnland). 

Am darauffolgenden Tag finden wir einen Campingplatz, der ebenfalls am Inari See liegt und ich freue mich riesig über eine warme Dusche. Das Paar, welches den Campingplatz betreibt, scheint nicht besonders gern zu lächeln aber viel von Ordnung zu halten. Auf einem Elektroroller vorweg rollend, weist uns der Campingplatzbesitzer den Weg zum Stellplatz und guckt uns naserümpfend beim Müll trennen über die Schulter. Trotzdem fühlen wir uns wohl. Nach einem feuchtfröhlichen Abend im Bus von Dani und Armin sehen wir hier, seit vielen Wochen das allererste Mal, den Mond aufgehen. 

Zwei Tage später, brechen die Beiden mit ihrem Bus Richtung Russland auf. Der Abschied fühlt sich seltsam an und ein bisschen traurig sind wir schon, nun getrennt voneinander weiter zu reisen. Aber da beide Parteien fahrende Wohnungen haben, werden wir uns schon irgendwo wiedersehen.  Wir hingegen bleiben noch ein bisschen länger bei dem grummeligen Pärchen, bevor wir am Inari See unsere Zelte abbrechen.

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Levi [31. August bis 6. September]

Da hier in Lappland so langsam der Herbst hereinbricht, beschließen wir noch fehlende wetterfeste Kleidung zu besorgen. Der nächste Ort der uns eine kleine Auswahl an verschiedenen Outdoorgeschäften liefert, ist allerdings vier Stunden entfernt. Gut, wir haben ja Zeit und wollen sowieso ein bisschen was vom Land entdecken.

Also fahren wir ins dreihundert Kilometer entfernte Levi und mieten uns für einige Tage, in ein kleines Apartment mit Sauna ein. Ich mache in dieser Zeit viel Nichts und Julia erkundet mit dem Mountainbike die Umgebung. Es wird immer kälter und ich bin verdammt froh nicht im Bus zu schlafen.

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NomadicNaali [6. September bis 11. September]

Nach einer Woche in Levi machen wir uns auf den Weg zurück in den Norden, nach Ivalo. Denn dorthin ist eine Freundin von mir mit ihrem Freund ausgewandert. Zu dieser besonderen Woche, gibt es aber einen eigenen Blogartikel, darum überspringe ich diese wunderbaren Tage, um zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurück zu kommen.

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Aurora Dorf [11. September bis 15. September]

Nach dem Aufenthalt bei unseren Freunden in Ivalo, entscheiden wir, uns einen weiteren Traum zu erfüllen und uns im Aurora Dorf eine Hütte zu mieten. Dort gibt es über den Betten riesige Fensterfronten, so dass man eingekuschelt in die Sterne sehen kann und – bestenfalls – Polarlichter sieht. Leider ist es uns dieses Mal nicht vergönnt, die tanzenden grünen Lichter zu beobachten, aber das macht nichts. Zwei Nächte lang können wir zum einschlafen, in einen wolkenlosen Sternenhimmel sehen.

Die restlichen Tage regnet es viel. Wir gucken den vorbeiziehenden Wolkenformationen und fallenden Regentropfen zu und lassen uns das köstliche Essen schmecken. Könnte durchaus schlimmer sein.

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Grenzübertritt nach Norwegen [15. September und 16. September]

Weil wir für einen Monat einen Job bei einem älteren Paar in Norwegen haben, machen wir uns am 15. September auf den Weg zur Grenze. Wir werden jedoch abgewiesen und fahren die gleiche Strecke wieder zurück nach Inari. Dort buchen wir uns aus der Not heraus, für eine Nacht in eine kleine Hütte ein, die wir vergünstigt bekommen, weil der Abfluss im Bad fürchterlich stinkt.

Von Inari aus gibt es noch einen zweiten Grenzübergang. Somit versuchen wir es einen Tag später erneut. Doch trotz der norwegischen Überredungsversuche unseres Gast- und Arbeitgebers, dürfen wir die Grenze nach Norwegen nicht passieren. Große Ratlosigkeit macht sich breit und die ein oder andere Träne der Verzweiflung wird auch vergossen. Zwölf Stunden (ergebnislose) Autofahrt innerhalb von zwei Tagen und das Bangen haben die Nerven ein bisschen mürbe gemacht. Norwegen war unsere Absicherung für den Winter, wir hatten dort einen Job und eine kostenlose Unterkunft für die kommenden drei Monate. Jetzt sitzen wir in Finnland und es wird immer kälter, unser Bus hat keine Heizung und somit sinkt unser Kontingent an Tagen, die wir noch im Bus schlafen können, rapide. Bei zwei bis vier Zigaretten auf einem Parkplatz nahe Utsjoki, sammeln wir uns kurz und entscheiden, das günstigste Airbnb zu mieten was wir finden können, um Gedanken neu zu ordnen und alle bisherigen Pläne über den Haufen zu werfen.

(An der Stelle sei gesagt: Dies war ein großer Wendepunkt unserer Reise. Die Karten wurden ganz neu gemischt und wir mussten darauf Vertrauen, neue Wege für uns zu finden. Und trotz der Hilflosigkeit, die uns in dem Moment überrollte, bin ich unglaublich dankbar, dass das passiert ist. Denn alles was darauf folgen sollte, hätte einfach nicht schöner sein können.)

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Gruselhaus [16. September bis 26. September]

Nachdem feststeht, dass wir den Winter über nicht wie ursprünglich geplant in Norwegen verbringen können, ziehen wir noch am gleichen Abend in unsere Zwischenunterkunft ein. Es ist Ein Haus welches einst einem älteren Herrn gehörte, der verstarb und dessen Familie das Haus an Gäste vermietet.

Es ist ein hellblaues Holzaus, wunderschön am Fluss gelegen. Mit einer Sauna, zwei Balkonen, einem Ofen und Rentieren im Garten. Allerdings auch inklusive aller Habseligkeiten, des Verstorbenen, sowie Familienfotos, dritter Zähne und einem Holzkreuz im Schuppen. Und so verbringen wir 10 teilweise sehr seltsame Tage und Nächte dort. 

Am Ende unseres Aufenthaltes haben wir allerdings einen neuen Plan geschmiedet und eine Unterkunft für den  Winter hier in Finnland gefunden.

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Welpenbesuch [26. September]

Ganz erleichtert endlich das hellblaue Haus verlassen zu können, fahren wir nochmal bei NomadicNaali vorbei.  Hier ist auch grade ein ehemaliger Parallelklassenkamerad zu Besuch. Wir kennen uns aus dem Abitur zwar nur flüchtig, aber es ist schön sich nach 11 langen Jahren, hier in finnisch Lappland, wieder zu sehen. Er ist alleine mit dem Rad unterwegs und – vielleicht oder auch nicht – sind wir uns, ohne es zu wissen, sogar am Nordkapp begegnet. Wir trinken gemeinsam duftenden Kaffee aus Holztassen und besuchen die vier Wochen alten Welpen.  Unsere Stimmen klingen dabei fünf Oktaven höher und mein Herz schmilzt vor so viel flauschiger Süßigkeit. 

Auch hier fällt uns der Abschied schwer, wir verabreden jedoch uns nochmal wiederzusehen, solange wir in Finnland sind. Da sich unsere Pläne inzwischen geändert haben, haben wir dazu ja nun eine ganze Menge Zeit :).

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Von Tina

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Mama

    … Und wieder Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse, die euch niemand nehmen kann. ❤️

  2. Maxi

    Ach wie schön, mal wieder einzutauchen. 🙂

  3. Andre

    Hallo ihr beiden, ja die Geschichte mit Norwegen ist bittersweet….aber die Fotos die ihr gemacht habt ( und die Geschichte dazu) sind einfach wunderschön….was für Farben

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