Da wir nun seit einigen Wochen durch das wunderschöne Schweden ziehen, kamen wir nicht umhin, uns dem bevorstehenden Midsommarfest anzunähern.
Um uns etwas in die schwedische Sprache hineinzuhören, schalten wir während der Autofahrten gelegentlich das Radio ein, verstehen jedoch bis auf die Worte Midsommar und Covid nur bedingt, was uns die Stimme aus dem Radio erzählt. Währenddessen kommen wir gefühlt alle hundert Meter an Werbebannern und Plakaten vorbei, auf denen entweder Menschen in traditionell schwedischer Tracht mit Blumenkränzen im Haar oder junge Leute, die am Strand mit Drinks in den Händen feiern, abgebildet sind. Alle lächeln oder winken uns freundlich zu. Wir haben den Impuls zurückzuwinken und fühlen uns dabei ganz midsommarlich (dem winzigen, neongrünen Schriftzug COOP*, rechts unten im Plakat, schenken wir hingegen weniger Aufmerksamkeit).
*COOP- gigantische Supermarktkette in Schweden
Nur noch zwei, drei inspirierende Vorgärten, in denen riesig geschmückte Maibäume stehen, an denen schwedische Fähnchen flattern und die Zutaten für ein traditionelles Festessen landen auf unserer Einkaufsliste. Hierzu recherchieren wir nochmal gründlich in den Weiten des Internets und stoßen dabei nicht nur auf typisch schwedische Leckereien, sondern auch auf andere wissenswerte Informationen rund um das Thema Midsommar.
Und hier mal ein paar triviale Fakten:
-Grundsätzlich ist der 24. Juni immer der Midsommartag. Sollte der 24. Juni jedoch kein Samstag sein, wird das Fest ganz einfach auf den kurz davor oder darauffolgenden Samstag gelegt, damit alle ausgelassen feiern, tanzen und trinken können und selbstverständlich niemand am nächsten Morgen zur Arbeit muss. Der uralten Tradition aus dem 6. Jahrhundert zum Trotz!
-Auf das Baden im See sollte in dieser Sommernacht lieber verzichtet werden. Laut Überlieferungen wartet dort ein Wassergeist mit seiner Geige und schickt die Badegäste in den Tod. Ob er jetzt so schrecklich auf seiner Geige spielt oder den Badegästen damit eins überbrät, bleibt unbekannt.
–Midsommar ist ein Horrorfilm, der in seiner gesamten Länge im Hellen spielt.
Diesen Film möchte ich auf keinen Fall sehen, solange das Fest noch vor uns liegt! Stattdessen mieten wir uns in eine winzige schwedische Stuga ein und verbringen hier ein Wochenende, ohne eigentlich genau zu wissen, wann nun Midsommar gefeiert wird. Am Freitag vor dem Midsommartag? In der Nacht zum Midsommar ? Oder am Midsommernachmittag? Midsommarmidsommarmidsommarmidsommarmidsommarmidsommar… Wir feiern einfach unser eigenes kleines Fest.
Einen ganzen Tag lang kochen und tischen wir auf, tanzen (allerdings nicht zu schwedischer Musik), schnitzen kleine Messer, die eigentlich Löffel werden sollten und flechten einen Blumenkranz, der etwas zu eng an unseren Köpfen sitzt.
Wenige Meter von unserer Stuga entfernt, liegt ein See, in dem wir nicht baden gehen, weil wir dann doch etwas abergläubig sind und in den Hütten neben uns, sind nicht etwa die Menschen auf den Plakaten mit Blumenkränzen auf ihren Köpfen anzutreffen, sondern Menschen deren Autokennzeichen verraten, dass sie aus NL, D, A und DK angereist waren. Traditionell schwedisch ist hier einzig und allein die rote Stuga. Selbst von der Inhaberin werden wir beim Einchecken mit einem fröhlichen Grützi begrüßt, sie ist nämlich Schweizerin.
Ganz nebenbei erwähnt, was spricht eigentlich gegen Europäisch einheitliche Autokennzeichen?
Am letzten Tag fahren wir ein paar Kilometer durch die dichten Wälder von Dalarna und wandern zu dem Wasserfall Helvetesfallet und im Anschluss genießen wir die Aussicht auf einer alten Gleisbrücke Storstupet. Bei dem Gewackel hätte ich nicht gedacht, dass hier noch zweimal am Tag die Inlandsbahn rüberhuscht.
Alles in allem haben wir ein sehr gemütliches Wochenende, dennoch freuen wir uns nun darauf den nördlichen Teil Schwedens zu entdecken, in großer Hoffnung die Radiomoderatorin bald besser verstehen zu können.
Zum Abschluss noch ein kulinarischer Gruß aus der Stuga:
Hauptgang:
-Junge Kartoffeln in frischen Dillspitzen geschwenkt, serviert mit einem hausgemachten Kräuterquark dazu vegetarische Köttbullar [Schöttbüllar], abgerundet durch einen Linsensalat mit Rucola
Dessert:
-Pfannkuchen à la Tina mit frischen Erdbeeren und Schlagsahne aus der Dose
Was ist eigentlich eine Stuga?
Eine Stuga ist der schwedische Begriff für ein Ferienhaus, das als vorübergehende Wohnung im Urlaub oder in der Freizeit dient.
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